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Die bisher bekannten prähistorischen Fundplätze des Latmos beschränken sich mit Ausnahme der am Nordrand des Gebirges gelegenen Karsthöhle von Malkayası auf den Südhang des Gebirges und zwar auf den Umkreis der beiden Städte Herakleia und Latmos (1). Einige dieser Fundplätze liegen wenige Meter oberhalb der fruchtbaren Uferebene des Bafa-Sees.
Unter den Fundstellen am Südhang des Gebirges zeichnet sich das nördlich der antiken Stadt Latmos gelegene Tal der Christus-Höhle und der sich westlich anschließende Felshang durch eine größere Dichte an Fundstellen aus (2.3). Das reiche und vielfältige Material an Steinwerkzeugen und Keramik, das in diesem Tal gefunden wurde, weist darauf hin, dass die Menschen hier über einen längeren Zeitraum gelebt haben. Dieser Zeitraum lässt sich mit Hilfe der Keramik näher bestimmen. Denn diese weist ebenso wie die Keramik aus der Malkayası-Höhle (s. u.) große Übereinstimmung mit der chalkolithischen Keramik von Emporio auf Chios und vor allem mit der von Kastro Tigani auf Samos auf und gehört damit in die erste Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr. Besonders deutlich wird diese Verwandtschaft an einem mit einem Ziegenkopf (?) verzierten Gefäßhenkel aus dem Tal der Christus-Höhle und einer Halsamphora vom westlich folgenden Felshang, zu denen es Gegenstücke in der Keramik von Kastro Tigani gibt (16-19). Demzufolge war der Latmos während des Chalkolihikums Teil des ostägäischen Kulturkreises.
Im Mittelalter zogen sich Eremiten in das Tal zurück. Zentraler Andachtsort dieser Einsiedler war eine große geräumige, mit Bildern aus dem Leben Christi ausgemalte Höhle (3 Nr. 2. 4-6). Diese Höhle wurde vermutlich bereits im Chalkolithikum rituell genutzt, wie der Fund eines Miniaturgefäßes mit menschlichem Gesicht in einer Lücke am Fuß der östlichen Felswand nahe legt (7.8). Als Votive sind auch zwei weitere Miniaturgefäße (13-15), ein Gefäßfragment mit einer applizierten männlichen Figur mit Widderhörnern auf dem Kopf (20.21) und die Tonfigur eines Bären (12) zu verstehen, die in einer Felsspalte im Tal der Christus-Höhle bzw. unter den Felsen am westlich folgenden Felshang zu Tage kamen und hier vermutlich deponiert worden waren.
Die südlich der Christus-Höhle gelegene ’Wohnhöhle’ (3 Nr.5.9-11) besteht aus zwei schräg geneigten großen Felsblöcken. Der im Querschnitt dreieckige Raum ist gut begehbar. Als Hof diente vermutlich der Platz südlich der ’Höhle’. Zu den Funden gehören mehrere Geräte aus Stein, Obsidian und Silex, ein Spinnwirtel, ein Angelhaken und zahlreiche Keramikfragmente.
Fundort: Tal der Christus-Höhle
1) Der Südhang des Latmos östlich von Herakleia an der Bucht von Orluboğaz, links das Kap Asar Burnu mit den Resten der byzantinischen Seeburg (Foto Peter Grunwald).
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